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Wie lange dauert der Aufschwung noch an?

Die Wirtschaft in Deutschland, in Europa und in der Welt läuft seit geraumer Zeit robust und gut, dies belegen insbesondere die Beschäftigungszahlen. Hinzu kommt der Effekt der niedrigen Zinsen, die in den letzten Jahren die Aktien- und noch mehr die Immobilienmärkte beflügelt haben. In den USA befinden sich die (Leit-)Zinsen inzwischen nicht mehr auf den historischen Tiefs, wie lange dies in Europa bzw. Euroland noch so bleiben wird, wissen wir derzeit nicht. Und wir wissen auch nicht, wie lange die gute Konjunktur noch anhält. 

Schwarzmalerei wollen wir keinesfalls betreiben, es sollen vielmehr die Mechanismen beleuchtet werden, die beim Eintreten von Risikoszenarien zu erwarten sind. Tatsache ist aber, dass wir in unsicheren Zeiten leben. Auf der einen Seite deutet alles darauf hin, dass uns der sich beschleunigende technische Fortschritt disruptive Prozesse für Branchen und Unternehmen bringen wird. Auf der anderen Seite könnten auch die Niedrigzinsphase samt Geldpolitik, möglicherweise auch der EURO auf unsanfte Art ihr Ende finden. Die Unsicherheit geht aber über das reine Wirtschaftsleben hinaus, Vieles deutet auf eine neue Weltordnung hin. Wertfrei formuliert sind die USA mit ihrer bisherigen Rolle nicht mehr zufrieden, China drängt nach vorne und viele Entwicklungsländer gewinnen durch positives Wirtschaftswachstum an Bedeutung, während Regionen wie Europa oder Japan alleine aus demografischen Gründen Veränderungen bevorstehen. 

Die Unternehmen selbst haben in der jüngeren Vergangenheit wenig investiert. Somit würde ein Konjunktureinbruch diese nicht auf dem falschen Fuß erwischen und es sollte sich kein verstärkender Effekt einstellen. Die Geldpolitik hat alle Register praktisch schon gezogen, es wären also zumindest in Europa keine oder kaum noch Möglichkeiten zum Gegensteuern da.

Im Vergleich der EURO-Länder ist Deutschland in einer vergleichsweise hervorragenden Ausgangsposition, andere Staatshaushalte dürften bei rückläufiger Konjunktur und damit Steuereinnahmen weit mehr ins Wanken kommen. Weil es aber viele EURO-Länder mit ohnehin schon hoher Verschuldung gibt, wird die EZB alles tun, um die Zinsbelastung für diese Länder gering zu halten, alles andere würde diese auch nicht vertragen. 

Politische Risiken, wie derzeit der Katalonien-Konflikt oder die Nordkorea-Krise bleiben bei diesen Betrachtungen außen vor. Wenn diese, vor kurzzeitigen Verwerfungen abgesehen, tatsächlich langfristig Einfluss auf Wirtschaft und Kapitalmärkte bekommen, wären dies externe Schocks, die kaum zu prognostizieren sind. 

Unabhängig von externen Schocks sehen wir auf längere Sicht die Preisentwicklung als die derzeit größte Gefahr für die Wirtschafts- und damit die Kapitalmarktentwicklung an. Insbesondere aus den bereits genannten demografischen Gründen wird sich das Arbeitsangebot in Europa verknappen und damit sollte auch der Preis der Arbeit steigen. Mit steigenden Löhnen steigt einerseits die Nachfrage nach Gütern weiter an und andererseits sinken die Margen der Unternehmen. Im Rahmen dieser Entwicklung werden die Unternehmen versuchen, Preise zu überwälzen und die steigenden Arbeitskosten durch technischen Fortschritt zu kompensieren. In einem solchen Kontext würde sich auch die Investitionszurückhaltung der Unternehmen lösen, es würde also sogar Positives resultieren. 

In diesem Szenario sehen wir auch das Ende der Niedrigstzinsphase. Auch an Staatshaushalten, vielleicht sogar in Staatsgefügen oder der EU, und bei Unternehmen wird dies nicht spurlos vorübergehen. Aber damit trifft es auch die Investoren, sei es als Anteilseigner bei Unternehmen, als Gläubiger bei Staaten oder auch anderswo. 

Derzeit steht für uns im Vordergrund, dass die Wirtschaft robust läuft und das Rückschlagpotential aufgrund der verhaltenen Investitionen vorerst überschaubar ist. Doch die Vermögensstrukturierung für die langfristige Sicherung eines Großvermögens muss weiterreichen als „Vorerst“. In letzter Konsequenz geht es darum, Strukturen zu finden, die in den genannten disruptiven Prozessen bestehen. Einmal mehr sind Unternehmen, Branchen und Assetklassen zu identifizieren, die vielleicht nicht den schnellen Gewinn versprechen, sondern die nachhaltig ihre Substanz erhalten und langfristig Wertsteigerungspotenzial beinhalten. 

Aber auch Staaten können in ihre Zukunft investieren. Diejenigen unter ihnen, die mehr Geld in Bildung und Infrastruktur investieren, sollten ein rosigere Zukunft haben, als diejenigen, die dies weniger tun. Das kann Auswirkungen auf Staatsanleihen und Währungen gleichermaßen haben. 

Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der in verschiedenen Zusammenhängen verwendet wird. Wir sehen ihn nicht als Einschränkung von ideologisch ungewollten Dingen, sondern als Ansatz für langfristiges Risikomanagement. Und wir sehen es als Orientierungshilfe dort zu investieren, wo die Zukunft liegt. Branchen wie Pflege und Gesundheit, Wasser, Energie, Klima, Mobilität, Logistik und Bauen sollen hier exemplarisch genannt sein.