(Wirtschafts-)Krieg
Seit Präsident Trump an der Macht ist, sind Zollerhöhungen und die Androhung dieser an der Tagesordnung. Zunächst ging man davon aus, dass dies typisches Vorgehen eines „deal makers“ aus dem Immobilienbereich sei, doch die deals blieben bislang aus. Insbesondere die Einigung mit den Chinesen rückt derzeit eher in die Ferne als in die Nähe. Die Frage ist, ob man sich bisher in den Absichten des US‑Präsidenten getäuscht hat.
Nachdem in den letzten Tagen wiederum Zollerhöhungen von Donald Trump angekündigt und umgesetzt wurden, und diese wiederum von den Chinesen ebenso beantwortet wurden, kommt allmählich der Verdacht auf, dass es sich nicht um Vorgeplänkel mit dem Ziel einer Einigung handelt.
Die Börsenkurse litten kurzfristig, wenn neue einschlägige Meldungen die Runde machten. Bislang kann man aber noch nicht von einem längerfristigen Schaden für die allgemeine Kursentwicklung sprechen, bei den Wirtschaftswachstumszahlen sieht dies inzwischen anders aus, denn diese sind rückläufig. Die Planungsunsicherheiten bezüglich künftiger Handelsbedingungen machen die Unternehmen zögerlicher und somit entsteht weniger Wachstum als grundsätzlich möglich wäre.
Unser Wohlstand sowie die florierende Wirtschaft der vergangenen Jahre basieren auf einem freien Welthandel. Jede Beschneidung dieser Freiheit kostet Wirtschaftswachstum und Wohlstand. Sollten längerfristig von den Akteuren entsprechende Schäden in Kauf genommen werden, kann man von einem Wirtschaftskrieg sprechen. Eine Art moderner Kriegsführung.
„Krieg ist ein organisierter und unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt, an dem planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Ziel der beteiligten Kollektive ist es, ihre Interessen durchzusetzen. Der Konflikt soll durch Kampf und Erreichen einer Überlegenheit gelöst werden.“ steht in Wikipedia zu lesen. Wenn wir auch, Gott sei Dank, nicht von Waffen und physischer Gewalt sprechen müssen, hat das Vorgehen von Präsident Trump durchaus etwas Brachiales an sich. Und die einhergehenden (volkswirtschaftlichen) Schäden auf allen Seiten sind eine typische Begleiterscheinung von Kriegen.
In den Augen der US-Amerikaner basiert ein nennenswertes Stück des chinesischen Aufstiegs auf Kosten der USA. Erstens ist man dort nicht mehr bereit, dies länger hinzunehmen, und zweitens ist man in den USA um die eigene Vormachtstellung in der Welt besorgt. Dies ist die Triebfeder für das Vorgehen. Die Macht, die die USA haben, soll eingesetzt werden, um diese auf Dauer aufrecht zu erhalten – koste es, was es wolle.
Inzwischen schliessen wir nicht mehr aus, dass die US-Administration bereit ist, den Preis des Wirtschaftskrieges zu bezahlen. Und dann wären nachhaltige Wertverluste ‑ gerade an den Börsen ‑ nicht mehr auszuschliessen. In diesem Falle wären auch die internationalen Kapitalströme im Hinblick auf die Entwicklung der Devisenkurse unter besondere Beobachtung zu nehmen.
So bleibt die Frage zu beantworten, was in einem solchen Szenario für Investoren resultieren würde. In erster Linie leiden dann die Aktienkurse und Renten wären vermeintlich die bessere Alternative. Bei einer andauernden Konjunkturschwäche könnte es aber zu vermehrten Zahlungsausfällen kommen. Zudem besteht ein erhöhtes Inflationsrisiko, da durch höhere Zölle Vieles teurer wird, was wiederum die Zinsen steigen lassen sollte. Der US-Dollar sollte auf jeden Fall profitieren, da in schwierigen Zeiten Geld aus den Emerging Markets abgezogen und der sichere Hafen gesucht wird. Die Rohstoffpreise sollten kaum Luft nach oben haben, wenn die Konjunktur schwächer wird.