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Investieren in Fonds

Wertpapieranlage zwischen Vermögensverwalter und Einzeltiteldepot

Kurze Geschichte der Fonds – vom Kleinsparervehikel zum effizienten Vermögensbaustein.

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts haussierten die Aktienbörsen; aber nur ein kleiner Teil der Bevölkerung konnte davon profitieren. Mit dem Massachusetts Investment Trust entstand 1924 der erste offene Investmentfonds, der es jedem ermöglichte, an den Chancen des Aktienmarktes zu partizipieren. Ihm folgten viele weitere, 1950 wurde der Fondak als erster Fonds hierzulande aufgelegt.

 

In den 90er Jahren begannen erste, besonders erfolgreiche Fondsmanager bei den großen Fondsgesellschaften zu kündigen und ihre eigenen Investmentboutiquen zu gründen. All diese Fonds haben das Ziel, den Markt zu schlagen, d.h. eine Outperformance gegenüber der Benchmark bzw. dem Referenzindex zu erzielen. Deshalb werden sie als aktive Fonds bezeichnet.

 

Das Gegenstück dazu sind passive Fonds, die auch Indexfonds genannt werden. Da diese normaler-weise an der Börse gehandelt werden, nennt man sie ETFs (Exchange Traded Funds). Ihr Ziel ist es, die Entwicklung eines Index möglichst 1:1 nachzuvollziehen. Der erste ETF wurde 1990 in Kanada aufgelegt. 1993 folgte der SPDR ETF (genannt „Spider“), der den S&P 500 nachbildet. Mittlerweile gibt es zu jedem gängigen Index mehrere ETFs, die sich oft nur hinsichtlich der Gebühren unterscheiden.

 

Mit 18 % machen ETFs zwar noch den kleineren Anteil der hiesigen Fondsbranche aus, aber sie vereinten im 1. Halbjahr 2024 mehr als 80 % der Zuflüsse auf sich. Derzeit sind in Deutschland rund 2.600 ETFs verfügbar, denen über 1.700 Indizes gegenüberstehen. Dies zeigt, dass viele ETFs für kleine Nischen und spezielle Themen aufgelegt wurden.

 

 

Unterschiede von aktiven und passiven Fonds.

ETFs sind deutlich günstiger als aktive Fonds. Die Nachbildung eines Index erfordert keine Analyse von Märkten und Zielinvestments und somit auch kein entsprechend qualifiziertes Personal. Dies ist der Hauptgrund für die niedrigeren Kosten von passiven ETFs.

 

Zudem werden bei ETFs keine Ausgabeaufschläge erhoben und bei ihnen sind auch keine Vertriebsprovisionen eingepreist, die in der Regel an die depotführenden Banken oder Finanzberater fließen; aber beim Kauf ist neben den Gebühren der Depotbank eine geringe Handelsspanne zu entrichten.

 

Wie Aktien werden ETFs an der Börse ge- und verkauft. Für traditionelle Fonds wird dagegen nur ein-mal am Tag ein Preis (NAV, d.h. Net Asset Value) kalkuliert und die Transaktion wird zum NAV über die Fondsgesellschaft abgewickelt. Zudem gibt es Vor- und Nachlaufzeiten, so dass man im Vorfeld nur ahnen kann, welchen Kurs man am Ende tatsächlich erhält.

Auch wenn viele aktive Fonds eine Börsennotiz haben, spielt diese nur eine untergeordnete Rolle. Ist jedoch die Rücknahme eingeschränkt wie bei offenen Immobilienfonds, besteht die Möglichkeit die Anteile zu einem mehr oder weniger großen Abschlag über die Börse zu verkaufen.

 

Aktive Fonds halten die Wertpapiere im Fonds physisch. Bei ETFs ist dies nur bei voller physischer Replikation der Fall. DAX (40 Titel) und Euro Stoxx 50 sind hierfür geeignete Indizes; der MSCI World Aktienindex mit fast 1.500 Titeln dagegen nicht. Computergestützte Verfahren sollen dann mit weniger Titeln die Entwicklung des Index nachbilden, dieses Verfahren wird Sampling genannt.

 

Bei synthetischer Replikation werden Wertpapiere gekauft, die nicht im Index enthalten sein müssen. Die Indexnachbildung erfolgt dann über ein Tauschgeschäft (Swap). Dies macht Sinn, wenn ein Markt schwer zugänglich bzw. wenig liquide ist. Dadurch lassen sich hohe Handelskosten umgehen.

 

Der Vorteil der physischen Replikation ist der Ausschluss von Emittentenrisiken, die mit Swap-Ge-schäften verbunden sind. Ein Risiko stellt die Möglichkeit der Wertpapierleihe dar, die jedoch auch bei aktiven Fonds nicht auszuschließen ist und im jeweiligen Prospekt geregelt ist. Durch die Wertpapier-leihe werden Zusatzerträge generiert, aber auch Gegenparteirisiken eingegangen.

 

 

Die Besonderheit von Anleihen-ETFs.

Die Logik von Anleihenindizes ist anders als die von Aktienindizes, bei denen die Gewichtung nach Marktkapitalisierung erfolgt. Eine hohe Gewichtung basiert auf Erfolg. Ein hohes Gewicht im Anleihenindex signalisiert dagegen ein großes Volumen an ausstehenden Anleihen. Dies resultiert aus der wirtschaftlichen Größe des Emittenten sowie der Höhe des Verschuldungsgrades. Beispielsweise hat Italien im europäischen Staatsanleihenindex ein höheres Gewicht als Deutschland.

 

Bei europäischen Staatsanleihen mag das noch unbedeutend sein. Bei niedrigeren Bonitäten, bei de-nen die Rückzahlung per Definition unsicherer ist (z.B. High Yield Anleihen), macht es anlagepolitisch wenig Sinn, den stärker verschuldeten Emittenten im Portfolio höher zu gewichten.

 

 

Die neueste Idee der Fondsbranche: aktive ETFs.

Neben den passiven ETFs wurden seit einiger Zeit auch aktive ETFs aufgelegt. Sie verbinden – so das Marketing-Versprechen der Industrie – die Vorteile von passiven ETFs mit aktivem Management. Aktive ETFs sollen durch geringere Gebühren die Chance auf eine Outperformance erhöhen. Dabei sind die Kosten niedriger als bei aktiven Fonds, aber höher als bei den passiven Pendants.

 

Aktive ETFs bilden vom Anbieter kreierte Indizes nach. Diese können besondere Allokationen abbilden oder sie orientieren sich an aktiv gemanagten Portfolien. Aktive Fondsmanager versuchen durch die Auflage aktiver ETFs, neue Investorengruppen zu erschließen. Trotz medialer Aufmerksamkeit sind aktive ETFs im Moment noch eine Randerscheinung.

 

Aller Anfang ist Strategie!

Jedes Vermögen und jedes Wertpapierdepot benötigt eine Strategie. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass die strategische Asset Allokation über 90 % des Anlageerfolgs de-terminiert. Bei einem Fondsdepot geht es vornehmlich um die Aufteilung zwischen Aktien und Anlehen. Neben reinen Aktiendepots sind Aufteilungen von 50:50 bzw. 60:40 zwischen Aktien und Anleihen beliebt.

 

Die regionale Streuung der Aktien wird vornehmlich durch die Beimischung von US-Aktien und Emerging Market Aktien bestimmt. Während deutsche und europäische Aktien in der Regel hoch gewichtet sind, werden z. B. japanische Aktien häufig gemieden. Häufig wird noch auf die Branchenallokation der Aktien geachtet. Bei Anleihen sind die Unterscheidungsmerkmale vielfältiger: Emittenten, Bonitäten, Währungen, Laufzeiten etc.

 

Die gewählte Asset Allokation muss in Stressphasen durchzuhalten sein. Deshalb sollte man sich sei-ner eigenen Risikotragfähigkeit, d.h. seiner mentalen Verlusttoleranz, bewusst sein. Die Erfahrung lehrt, dass diese in Stresszeiten geringer ist als in ruhigen Zeiten angenommen. Die Folge sind Panikverkäufe. Da die besten Börsentage aber in der Regel nach einem Crash stattfinden, wird durch den Verkauf zur Unzeit sehr viel Geld verloren.

 

 

Die Gretchenfrage: aktiv oder passiv?

Die Antwort darauf ist keine einfache und auch nicht eindeutig – es kommt darauf an. Für beide Seiten – aktive wie passive Fonds – gibt es hinreichend Argumente und vor allem glühende Verfechter. Die Antwort hängt von der Wahl des Fonds ebenso ab wie von der Struktur des Zielmarktes und der Marktphase. Dies wollen wir nachfolgend beispielhaft zeigen.

 

Für passive ETFs spricht der Kostenvorteil und die überraschungsfreie Abdeckung eines Marktes. Der Vorteil eines aktiven Fonds besteht in der Chance auf Outperformance. Allerdings schlägt der Durch-schnitt der Fondsmanager den Index nicht. Dennoch gelingt es besonders guten Fondsmanagern im-mer wieder auch über längere Zeiträume, den Index zu schlagen.

 

Gründe für eine Outperformance sind natürlich die besondere Qualifikation des Managers und ein ihn begünstigendes Umfeld. Eine essenzielle Voraussetzung für eine bessere Entwicklung im Vergleich zum Index ist aktives Management und ein vom Index wirklich abweichendes Portfolio.

 

Für die Abweichung bzw. Nähe eines Portfolios zur Benchmark sind zwei Kennzahlen relevant:

  • Der Tracking Error als Maß für die Abweichung der Wertentwicklung von der Benchmark. Je niedriger diese Kennzahl, desto wahrscheinlicher die Erreichung der Performance der Bench-mark (vor Kosten).
  • Der Active Share als Maß für die tatsächliche Abweichung des Portfolios von der Benchmark. Je höher diese Kennzahl, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer von der Benchmark abweichenden Performance – im Positiven wie im Negativen.

Obwohl für aktive Fonds der Active Share wichtiger ist, überwiegt die Fixierung auf den Tracking Error ebenso wie die Nähe zur Benchmark vieler Portfolios. Aber wer nur folgt, kann niemals als erster ins Ziel kommen. Die Benchmark-nahe Positionierung vieler Fonds zusammen mit den Gebühren sind Gründe, warum der Durchschnitt der aktiven Fonds typischerweise den Referenzindex nicht schlägt.

 

Das ist systemimmanent und ein wesentliches Marketingargument der ETF-Branche. ETFs schaffen die Indexperformance zwar auch nicht, aber in der Regel dürfte ein passiver ETF zumindest besser als der Durchschnitt aktiver Fonds liegen.

 

Die Suche nach guten und tatsächlich aktiven Managern erfordert Zeit und Vorwissen. Der Gang zum Bankschalter ist hier nur bedingt hilfreich, denn dort wird viel Wert darauf gelegt, die konzerneigenen Produkte in die Kundendepots zu bringen. Dagegen müssen von Banken unabhängige Fondsmanager durch Leistung überzeugen. Der Erfolg eines Fonds – gemessen in Anlagevolumen – muss deshalb nicht mit dem Anlageerfolg übereinstimmen. Insofern ist es wichtig, die jeweilige Motivation hinter dem Fonds zu erfragen und mit seinen eigenen Interessen abzugleichen.

 

Aktive Manager sind immer bestrebt, ihre eigene Leistung in den Vordergrund zu stellen – unabhängig vom „Glücksfaktor“. Natürlich gibt es wie in jedem Beruf gute und weniger gute; aber Fondsmanager profitieren auch von der Struktur einzelner Märkte sowie von Marktzyklen bzw. -trends oder sie leiden darunter. So gibt es Phasen, die aktive Manager begünstigen, und solche, in denen ETFs eine bessere Wahl darstellen. Wir wollen uns mit diesem Thema in der nächsten Ausarbeitung auseinandersetzen.

 

 

Summa Summarum

Zur Frage „Aktiv vs. Passiv“ gibt es kein „Entweder/Oder“ bzw. „Gut oder schlecht“. Mit der Wahl aktiver Fonds erhält man die Chance auf Outperformance, die man mit einem ETF nicht hat. Die Kunst ist es, solche Manager tatsächlich zu finden. Grundsätzlich sind weniger transparente und wenig konzentrierte Märkte ein tendenziell gutes Umfeld für aktive Manager. An einer Stelle ist Vorsicht geboten: Aktive Fonds erleben teilweise Managerwechsel, in der Folge kann sich die Performance strukturell verändern. Auch Manager verlässt bisweilen das Glück – oder andersherum.

 

Für einem ETF zahlt man weniger und hat die Sicherheit, weitgehend die Index-Performance zu erhalten. Sie sind als passives Instrument für Anleger gedacht, die langfristig Exposure, d.h. Marktpartizipation, möchten und sich nicht darum kümmern wollen. Dies impliziert eigentlich kaufen und liegen lassen (Buy & Hold). Die Marketingmaschinerie der Branche mit immer neuen Themen sowie der leichte Handel von ETFs verleitet jedoch zu kurzfristigem Agieren.

 

Deshalb spielen die Strategie und auch eigene Erwartungshaltung für das Wohlbefinden eine große Rolle. Die getätigten Investments müssen zur Asset Allokation und vor allem zur Person des Vermögensinhabers passen. Nur dann kann die Vermögensstruktur auch auf Dauer stabil bleiben und muss nicht fortlaufend verändert werden. Das kommt am Ende dem Vermögensinhaber zugute.