Geringe Investitionsquoten und niedrige Zinsen
Zwei Themen, die uns in der letzten Zeit immer wieder in der Wirtschaftspresse begegnen, sind die ausnehmend niedrigen Zinsen einerseits und die geringen Investitionsquoten der Unternehmen andererseits.
Die niedrigen Zinsen werden berechtigterweise immer wieder mit der Zentralbankpolitik in Verbindung gebracht. Auf der einen Seite wollen die verschiedenen Zentralbanken das schwache Wirtschaftswachstum in Gang bringen und auf der anderen Seite halten die niedrigen Zinsen den Schuldendienst vieler Staaten noch im erträglichen Rahmen. Der Zinssenkungstrend der vergangenen Dekaden hat aber auch viel damit zu tun, dass die großen Volkswirtschaften immer reifer wurden und für weiteres Wachstum kaum noch Platz war - die demografische Entwicklung tat und tut ein Übriges.
Die Unternehmen haben ihre Investitionsquoten im Durchschnitt zurückgefahren, Gewinne werden vielfach ausgeschüttet oder für Aktienrückkäufe verwendet. Kurzfristig freuen sich die Aktionäre darüber, langfristig kann dies aber keine Zukunftsperspektive aufbauen.
Die Investitionszurückhaltung hat nach unserem Dafürhalten zwei wesentliche Gründe: Zum einen sind die Margen der Unternehmen hoch, woraus sich kein Handlungsdruck für die Unternehmen ergibt, um effizienter zu wirtschaften. Gerade die Lohnzurückhaltung in den vergangenen Jahren gab keinen Anlass, teure Arbeit durch technologischen Fortschritt zu substituieren. Dies könnte sich im Zeitalter des Fachkräftemangels bald ändern.
Zum anderen haben wir verschiedene Branchen wie die Energieerzeuger, die im Umbruch stehen, und andere Branchen, beispielsweise die Automobilhersteller, die vor einem Umbruch stehen. Diese Branchen wissen noch nicht, wohin die Reise langfristig gehen wird, d. h. was die Technologien der Zukunft sein werden und worin denn tatsächlich investiert werden soll. Doch auch hier dürfte bald Bewegung in die Sache kommen. Die immer wieder beschworene Industrie 4.0, das Internet der Dinge, wird in einem Zeitalter sich beschleunigenden technologischen Fortschritts die Welt bald grundlegend verändern.
Diese Veränderungen machen große Investitionen notwendig, die Karten werden völlig neu gemischt werden. Hier ist auch die Politik gefragt, mit einer modernen Infrastruktur die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Wirtschaft zu schaffen. Unter dem Strich bergen diese anstehenden Umwälzungen ebenso existentielle Risiken wie große Chancen für die Unternehmen, aber auch für die einzelnen Volkswirtschaften. Wer nicht oder falsch investiert, kann leicht auf der Strecke bleiben. Wer erfolgreiche Investitionen platziert, dem gehört die Zukunft.
Wenn diese oben genannte neue Investitionswelle in Bewegung kommt, steigt auch wieder die Nachfrage nach Kapital – und damit ist auch wieder eine wesentliche Voraussetzung für steigende Zinsen gegeben.