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Die Summe aller Vermögensteile muss der Strategie entsprechen

Alexander Ruis spricht im Interview darüber, wie seine Arbeit die Zukunft der von ihm betreuten Kundenvermögen sichert.

Elite Report extra: "Herr Ruis, Sie beobachten nicht nur Länder, Märkte, Chancen und Risiken, sondern nehmen auch dazu Stimmungen wahr. – Die Probleme erobern zurzeit auch die Leistungs- und Vermögens-Elite, denn die allgemeinen Zukunftsängste lähmen und nerven. Wie gehen Sie für Ihre Mandanten an die Lösung der verunsichern den Fragen heran?"

Alexander Ruis: Wir definieren mit all unseren Mandanten bereits zu Beginn der Beziehung eine Vermögensstrategie, diese Strategie wird jedoch im Zeitablauf immer wieder angepasst. Das heißt nicht, dass wir das Ruder ständig hin und her reißen, sondern dass wir von Zeit zu Zeit die Veränderung der Rahmenbedingungen einfließen lassen. Diese Strategie muss den Anspruch haben, »wetterfest« zu sein, das heißt mit den verschiedenen Kapitalmarktsituationen zurechtzukommen. So sollte ein anspruchsvolles Umfeld, wie wir – zumindest gefühlt – derzeit haben, nicht zu einem Verwerfen der Strategie führen. Gerade in Situationen, die emotional anspruchsvoll sind, sollten beziehungsweise müssen Reaktionen, die zu Vermögensschäden führen, ausgeschlossen werden.

So haben wir aktuell einen Zustand, der ein Spannungsverhältnis zwischen wirtschaftlichen Problemen und Höchstständen an vielen Börsen erzeugt, und damit steht die Frage im Raum »Wie lange kann das noch gut gehen?«. Wie dieses Spannungsverhältnis aufgelöst wird, ist per heute unklar. Vielleicht sind auch akute wirtschaftliche Probleme Deutschlands mit dem Prosperieren eines global investierten Portfolios gar nicht so sehr im Widerspruch wie gedacht. Aber wie auch immer, es gibt eine Strategie, die damit zurechtkommen sollte.

Das in vielen Fällen große Problem ist nicht die Strategie, sondern die Umsetzung derselben. Ob eine Strategie nicht nur festgelegt oder auch tatsächlich gelebt wird, ist der entscheidende Punkt. So muss die Summe aller Vermögens teile, die Summe aller Mandate, die an Asset-Manager vergeben wurde, der Strategie entsprechen. Zur Umsetzung der Strategie gehört zunächst einmal Disziplin. Wer ständig Argumente für ein Abweichen findet, entwertet damit seine Strategie, macht sie nutzlos. Das ist gerade in der aktuellen Situation nicht immer einfach, weil man Verwerfungen spürt. Sobald die Umsetzung der Strategie läuft, muss diese fortlaufend überwacht werden, was nur mit einer hinreichenden Transparenz möglich ist. Diese Transparenz zu schaffen, ist ureigenste Aufgabe eines Family Office. Dies bedarf einer transaktionsbasierten Vermögensbuchhaltung in einem adäquaten IT-System. Darauf basieren dann wiederum das Reporting, die Vermögens-, die Risiko- und die Performanceanalysen.

Auch wenn es um die Weiterentwicklung einer Strategie geht, denn starr darf sie eben nicht sein, sind Entscheidungen nur auf einer gut aufbereiteten Datengrundlage möglich. Transparenz und Disziplin sind für unser Haus entscheidende Faktoren für die langfristige Steuerung von großen komplexen Vermögen.

 

Alexander Ruis,
Geschäftsführender Gesellschafter,
SK Family Office GmbH

 

Elite Report extra: "Können Sie hier konkret die aktuell im Raum stehenden Aufgaben und Prüfaufträge benennen?"

Alexander Ruis: Es gibt Aufträge, die von Zeit zu Zeit immer wieder auftreten, so die Identifikation neuer interessanter Asset-Manager. Doch zurzeit gibt es Aufgaben, die mit dem derzeitigen Umfeld eng verknüpft sind; ein Beispiel ist der Umgang mit Investitionen in Asien beziehungsweise China. Das Land zeichnet sich im laufenden Jahr mit erheblichen Marktschwankungen in beide Richtungen aus, in den Jahren zuvor ließ die Performance der Aktien mehr als zu wünschen übrig. Wählt man den Rückblick über einen größeren Zeitraum, hat sich das Land durch überdurchschnittliche wirtschaftliche Wachstumsraten und eine erfreuliche Börsenentwicklung ausgezeichnet.

Gerade solche Fragestellungen kommen aber nur in Teilen bei unseren Mandanten vor und werden von Mandant zu Mandant unterschiedlich gesehen. Aber egal, ob wir einen Auftrag der erstgenannten Art oder einen mit aktuellem Zeitbezug erhalten, wir entscheiden immer von Fall zu Fall. Jeder Mensch ist anders, jede Vermögenssituation ist anders. Insofern wollen wir keinesfalls standardisieren, das würde unsere Beratungsleistung schlechter machen. Andere mögen die Motivation haben, aus »Effizienzgründen« Dienstleistungen »von der Stange« anzubieten. Für uns ein No-Go.

Elite Report extra: "Ein Analysefeld ist keine Eintagsfliege. Um den Mandanten schützen und sein Vermögen weiterentwickeln zu können, muss man sich permanent einbringen. Wie umfangreich ist Ihre To-do-Liste?"

Alexander Ruis: Unsere To-do-Liste ist natürlich lang: Wir haben einerseits Themen, die alle Mandanten betreffen, und andererseits Themen, die individuell sind. Es gibt zum einen die Dauerbrenner, wie die Beschäftigung mit Wirtschafts- und Kapitalmarktthemen, diese betreffen natürlich alle Mandanten. Dann gibt es Themen, die organisatorischer Natur sind, wie IT-Systemfragen. Neue rechtliche Gegebenheiten sind Themen eher sporadischer Natur, wobei sie mal vorhersehbar sind und mal nicht.

Individuelle Aufgaben von der Mandantenseite sind häufig nicht planbar, bisweilen noch nicht einmal für die Mandanten selbst. Ein großer Teil unserer Mandanten ist selbst stark in die Kapitalmarktthemen involviert, daraus ergeben sich Überlegungen, die an uns herangetragen werden und die Antworten verlangen. Meistens sind wir dann gefordert, zunächst einmal den Sachverhalt tiefer zu analysieren, die Ergebnisse vorzutragen – und wir sollten auch eine Meinung dazu haben. Die Quelle dieser Fragen kann unterschiedlicher Natur sein: Die Kunden können von selbst eine Fragestellung entwickeln, sie können ein Thema von außen herangetragen bekommen und nur zu einem Thema etwas lesen oder hören.

Besonders knifflig kann es werden, wenn der Mandant von einem Thema emotional berührt ist. Das kann ebenso Ablehnung wie übergroßes Interesse nach sich ziehen. Das sind aber alles Themen, die reaktiv bearbeitet werden. Proaktive Themen sind aber häufig noch spannender und sehr wichtig für die Vermögensinhaber. Wo tauchen neue Assetklassen auf? Welche neuen Anlageinstrumente gibt es? Wer sind die Asset-Manager der Zukunft? Dies sind nur Beispiele für Themen, auf die man immer den Markt sondieren muss. Man begegnet vielen Dingen, die man verwirft; aber dieses Verwerfen muss bewusst und mit Sachkenntnis passieren. Und es ist dann unsere Aufgabe, die Dinge, die durch den Filter kommen, an unsere Mandanten heranzutragen.

Elite Report extra: "Ihr Family Office dient nicht nur einem Mandanten. Wie eng würden Sie Ihr Engagement beschreiben?"

Alexander Ruis: Unser Engagement ist für alle Mandanten gleich, nämlich sehr hoch. Wer in einem Family Office arbeitet, hat sich bewusst dafür entschieden. Es ist einerseits das Interesse an Ka pitalmarktfragen, es ist aber auch der Wunsch, mit Menschen auf einer sehr persönlichen Ebene zusammenzuarbeiten, Dienstleister zu sein. Letzteres ist das Salz in der Suppe. Die langjährige Erfahrung zeigt, dass es in zwischenmenschlichen Beziehungen immer mal wieder schwierigere Phasen gibt, aber gerade in kritischeren Phasen wächst man in der Regel stärker zusammen.

Elite Report extra: "Herr Ruis, vielen Dank für dieses Gespräch!"